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Die Gartensaison steht vor der Tür, viele Pflanz-Pläne wollen verwirklicht werden. Unter anderem möchte man sich vielleicht um eine verwilderte Ecke des Gartens kümmern, in dem Unbekanntes grünt und blüht. Oder haben Sie vielleicht vor, sich einen Kleingarten zuzulegen, oder Sie ziehen in ein Haus mit Garten, in dem bereits eine Menge Pflanzen des Vorbesitzers wachsen? Gerade wenn Ihnen nicht alle Pflanzen bekannt sind, die in Ihrem (neuen) Garten wachsen, sollten Sie nie die Gefahr unterschätzen, die giftige Gartenpflanzen für Ihre Kinder darstellen können.
Kleine Kinder sind besonders gefährdet
Gerade kleine Kinder fühlen sich von bunten Blüten und Früchten magisch angezogen, und das eine oder andere wird auf seinen Geschmack hin getestet. Vorsicht! Manche giftige Gartenpflanzen können bei Kindern schon in kleinsten Dosen zu starken Vergiftungserscheinungen, oder sogar zum Tod führen. Aber auch ein empfindlicher Erwachsener kann durch das Berühren der Blätter oder Blüten mancher Pflanzen allergische Reaktionen entwickeln. Beim Entfernen von unerwünschten Pflanzen sollten Sie also stets Handschuhe tragen, um sich zu schützen.
Fast jede giftige Pflanze hat eine medizinische Bedeutung
Dennoch möchte wir alles andere, als diese wertvollen Pflanzen zu verteufeln – wir plädieren sogar dafür, sie im Garten zu belassen, wenn sie niemanden gefährden können. Denn eines sollte man nicht vergessen: Was wir heute als giftige Gartenpflanzen kennen, ist für unsere Gesundheit oftmals von entscheidender Bedeutung. Häufig hat die Medizin bestimmte Wirkstoffe aus den Pflanzen extrahiert, nachgeahmt und als Waffe gegen verschiedenste Krankheiten eingesetzt. Damit dies nicht in Vergessenheit gerät, stellen wir ihnen nicht nur eine Auswahl der wichtigsten giftigen Gartenpflanzen vor, wir erläutern auch, welchen großen Nutzen diese schon für uns hatten. So können Sie einerseits die Pflanze sicher identifizieren, andererseits erweisen Sie der Natur gegenüber einen gewissen Respekt und erweitern Ihr Wissen.
Erst einmal rüsten wir uns jedoch für den Notfall, der hoffentlich nie eintreffen wird:
Was soll ich tun, wenn mein Kind sich vergiftet hat?
Das versehentliche Verschlucken von Giftpflanzen zählt neben der Vergiftung mit Nikotin, Lampenöl, Reinigungsmitteln und Medikamenten zu den häufigsten Ursachen von Vergiftungen bei Kindern.
Bitte bewahren Sie die Ruhe und unternehmen Sie keine unbedachten Handlungen. Bringen Sie das Kind nicht zum Erbrechen, und flößen Sie ihm keine Milch ein. Rufen Sie die Giftnotzentrale an.
Von den Notrufzentralen gibt es in Deutschland 8 Stück, die sich zumeist in Unikliniken befinden. Sie sind 24 Stunden lang besetzt und geben nicht nur Privatpersonen, sondern auch medizinischem Personal Auskunft. Hier sitzen Spezialisten, die sich wirklich mit allen denkbaren Substanzen auskennen, und Ihnen sofort die geeigneten Gegenmaßnahmen nennen können. Die Nummern finden Sie hier bei der Universitätsmedizin Göttingen oder hier bei uns im Überblick:
Notrufnummern der Gift-Informationszentralen
- Berlin
Notruf: 030-19 24 0 - Bonn
Notruf: +49-228-19 24 0 - Erfurt
Tel.: 0361-73 07 30 - Freiburg
Tel.: 0761-19 24 0 - Göttingen
Tel.: 0551-19 24 0 - Homburg (Saar)
Tel.: 06841-19 24 0 - Mainz
Tel.: 06131-19 24 0 / 06131-23 24 66 - München
Tel.: 089-19 24 0
Giftige Pflanzen im Garten – Schönheit, Nutzen und Gefahr
Maiglöckchen (lat. Convallaria majalis)
Maiglöckchen sind eher giftige Wald- als giftige Gartenpflanzen und wachsen gern in der Nähe von Bärlauch, dem sie auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich sehen. Schauen Sie einmal auf dieser Seite, bevor Sie Bärlauch sammeln gehen, und lernen Sie sicher zu unterscheiden. Eine Vergiftung mit Maiglöckchen ruft Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, starken Urindrang und heftige Herzrhythmusstörungen hervor.
Das Maiglöckchen wirkt auf das Herz, und genau hier liegt auch seine medizinische Wirkung: Es stärkt schwache Herzen und verhilft unregelmässigen Herzen wieder zu einem Rhythmus. Es darf natürlich nicht selbst angewandt werden, sondern nur in Fertigpräparaten oder homöopathischen Mitteln.
Eisenhut (lat. Aconitum)
Der Blaue Eisenhut dürfte die giftigste Pflanze Europas sein. Sie war schon Agrippinas Handlanger beim Mord an ihrem Gemahl Kaiser Claudius. Der toxische Stoff im Eisenhut heißt Aconitin. Davon haben schon 3 bis 6 mg eine tödliche Wirkung. Der giftigste Teil des Eisenhuts ist seine Wurzel. Ein Kind kann sich vergiften, wenn es die Wurzel nur lange genug in der Hand hält.
Wer sich mit Eisenhut vergiftet, erleidet je nach Dosis Taubheitsgefühle und eisige Kälte am ganzen Körper. Dann kommen Erbrechen, Durchfall und Krämpfe hinzu. Im weiteren Verlauf kann es zu Bewusstlosigkeit, und im schlimmsten Fall zur Atemlähmung kommen.
Der Eisenhut ist auch eine wertvolle Medizinpflanze und wird bei Schmerzen des Nervensystems, zum Beispiel als Salbe bei Trigeminusneuralgie eingesetzt.
Riesenbärenklau (lat. Heracleum mantegazzianum)
Die Herkulesstaude wird nicht nur Menschen, sondern auch Tieren gefährlich. Ihre Wirkstoffe erzeugen gemeinsam mit Sonnenlicht Blasen und Quaddeln, die wie Verbrennungen wirken und teilweise jahrelang sichtbar sind. Sie wurde als Zierpflanze nach Europa gebracht und diente auch als Bienenweise. Heute ist sie genehmigungspflichtig. Um diese Pflanze macht man am besten einen großen Bogen, und lässt auch Hunde nicht daran schnuppern.
Über diese unverwechselbare, riesige Pflanze gibt es leider nicht viel Nützliches zu berichten, sie wird medizinisch nicht genutzt. Der mit ihr verwandte, einheimische und viel kleinere Wiesen-Bärenklau hingegen wirkt blutdrucksenkend und verdauungsfördernd.
Engelstrompete (lat. Brugmansia)
Die Engelstrompete hat einen harmlos klingenden Namen und sieht schön aus. Davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Sie verfügt über eine Menge verschiedener Wirkstoffe, wovon Atropin der wichtigste ist. Schon der Duft dieser beliebten Zierpflanze kann zu Vergiftungen führen. Manche Leute setzen sie als Rauschdroge ein. Ihr Gift löst Folgendes aus: Hautreizung, Übelkeit, Erbrechen, Unruhe, Verwirrtheit, Fieber, Sehstörungen, Krämpfe, Erregungs- bis Tobsuchtsanfällen, Atemstillstand. Bei Rauschzuständen findet man optische Halluzinationen und Bewusstseinsstörungen. Wir raten: Finger weg.
Die Ureinwohner Südamerikas schätzten die medizinische Wirkung des Heilkrautes und inhalierten den Rauch zur Linderung von Asthma.
Goldregen (lat. Laburnum)
Der Goldregen ist wunderschön anzusehen, doch sind alle seine Teile sehr giftig. In der Nähe von Einrichtungen für Kinder darf er darum gar nicht angepflanzt werden.
In Osteuropa ist schon seit 40 Jahren bekannt, was in Los Angeles jetzt noch einmal bestätigt wurde: Eine Substanz aus dem Goldregen kann gegen Nikotinsucht helfen.
Oleander (lat. Nerium oleander)
Oleander ist eine wunderschöne Garten- und Kübelpflanze, die auch Vincent van Gogh inspirierte. Im Magen sollte sie jedoch keinesfalls landen, denn ihr Gift kann im schlimmsten Fall zum Tod führen. Das berühren der Blätter kann Allergien auslösen. Wer sich durch den Wirkstoff Oleandrin vergiftet, erleidet Kopfschmerzen, Übelkeit und Krämpfe. Der Saft der Pflanze kann Hautausschläge und Augenentzündungen verursachen. Im schlimmsten Fall treten Herzrhythmusstörungen auf.
Für giftige Gartenpflanzen gilt, dass die Dosis das Gift macht. das ist auch hier der Fall, denn Oleandrin kann Herzprobleme auslösen, wird aber auch zur Heilung derselben eingesetzt. Sowohl in der Schulmedizin als auch in der Homöopathie.
Tollkirsche (lat. Atropa)
Wer über giftige Gartenpflanzen spricht, darf natürlich die Tollkirsche nicht vergessen. Auch sie ist weniger eine giftige Gartenpflanze, denn sie findet sich an warmen Waldrändern, an Kahlschlägen und auf Lichtungen in Laubwäldern. Leider schmecken ihre giftigen Beeren sehr süß, so dass die tödliche Dosis bei Kindern von 3 bis 5, bei Erwachsenen zwischen 10 und 20 Beeren leicht erreicht wird. Eine starke Vergiftung äußert sich durch Pulsbeschleunigung, Unruhe, Weinkrämpfe, Rededrang und Tobsuchtsanfälle. Dann setzt die Atmung aus. Die Tollkirsche ist auch für viele Tiere giftig.
Wo viel Schaden ist, da ist eben manchmal auch viel Nutzen: Die Wirkstoffe der Tollkirsche dienen als Medizin in der Augenheilkunde, wirken krampflösend bei Epilepsie und Asthma und helfen bei Erkrankungen der Luftwege. Sie hemmen auch die Drüsensekretion und wird gegen Parkinsonismus eingesetzt. Das Atropin, dass sich auch in der Tollkirsche findet, ist auch ein wirksames Gegengift gegen Nervengas und wird daher vom Militär gelagert.
Herbstzeitlose (lat. Colchicum autumnale)
Die Herbstzeitlose sieht dem Krokus sehr ähnlich, blüht allerdings im Herbst. Schon 1,5 Gramm der Samen können für Kindern tödlich sein. Achten Sie also bei Wanderungen in Gebirgen auf diese Pflanze. Eine Vergiftung zeigt sich durch Erbrechen und schwere, blutige Durchfälle. Später kommen Atemnot und Herzversagen hinzu. Überlebt man diese Vergiftung, sind die Nieren dauerhaft geschädigt.
Der Wirkstoff dieser Pflanze heißt Cholchizin. Er wird gegen Gicht und in der Rheumatherapie angewandt. Eine Studie zeigte eine hervorragende Wirkung bei Herzbeutelentzündung. Colchizin ist auch als Krebsmittel im Gespräch.
In der Homöopathie wird Colchicum als Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen eingesetzt.
Mit Vorsicht genießen, aber „leben“ lassen…
Wir hoffen, wir konnten Sie ein wenig dazu inspirieren, sich etwas mehr mit den Pflanzen unserer Umgebung zu beschäftigen. Sie als Gartenliebhaber tun das natürlich ohnehin! Aber ein Blick über den Gartenzaun ist auch immer wieder spannend.
Wie gesagt plädieren wir dafür, alle Pflanzen an Ort und Stelle zu belassen, wenn sie niemandem schaden können. Die einzige Ausnahme ist der Riesen-Bärenklau, der erst im 19. Jahrhundert zu uns kam. Diese Pflanze breitet sich schnell aus, ist hochgiftig und verdrängt andere, einheimische Gewächse. Doch Achtung: Lassen Sie die Herkulesstaude vom Profi entfernen, oder verwenden Sie einen umfassenden Schutz gegen das Gift. Das gilt auch und besonders für die Haut im Gesicht!